Wo hab ich bloß ...?
Meinungen, Stimmen und Empfehlungen zur Digitalisierung

Stimmen von Wirtschaftsfachleuten

Deutschland braucht nicht nur bessere gesetzliche Rahmenbedingungen, entscheidend sind parallel dazu schnellere und digitale Verwaltungsprozesse.
 (Peter Adrian, Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), 29.03.2023)

Wir brauchen schnellere und digitale Planungs- und Genehmigungsverfahren.
 (Tim-Oliver Müller, HDB, in: Wirtschaftswoche, 18.01.2023)

Der größte Flaschenhals in Deutschland ist der IT-Fachkräftemangel. Es gibt viel mehr offene Stellen als qualifizierte Bewerber. Bildung ist unsere wichtigste Hausaufgabe.
 (Suse-Vorstandschefin Melissa Di Donato, in: Wirtschaftswoche, 23.12.2022)

Dänemark ist durchgehend digitalisiert, dementsprechend sind auch Behördenkontakte durchgehend digital, auch das Gesundheitssystem ist digitalisiert und damit hocheffizient, was sich nicht zuletzt in der hohen Lebenserwartung und den niedrigeren Gesundheitskosten widerspiegelt.
 (Stephan-Götz Richter, Deutsche Revolution und deutscher Mittelstand, in: Wirtschaftswoche, 21.12.2022)

Die gesetzliche Frist, bis Ende des Jahres alle 575 Verwaltungsdienstleistungen online anzubieten, kann nicht gehalten werden, bisher sind erst 33 Angebote digital verfügbar.
 (Sonja Álvarez, Bürokratie-Monster kosten die deutschen Steuerzahler Milliarden, in: Wirtschaftswoche, 14.12.2022)

Das Chaos um das Elster-Programm offenbart einmal mehr Deutschlands Digital-Desaster. Ukrainische Geflüchtete sind verwundert, für welche Anträge sie hier aufs Amt müssen, während sie in der Heimat fast alle Behördengänge über die App „Dija“ erledigen können: Den Ausweis verlängern, ein Unternehmen anmelden, die Steuererklärung abschicken.
 (Sonja Álvarez, Grundsteuererklärung: Das Elster-Chaos offenbart das Digital-Desaster, in: Wirtschaftswoche, 12.07.2022)

Die Ärzteschaft hat sich mit der Digitalisierung schwer getan und an vielen Stellen gebremst. "Viele verweigern sich digitalen Medien", weiß Gerd Wirtz, promovierter Neurophysiologe und Berater für Ärzte sowie Unternehmen rund um die Medizin der Zukunft. Die Freie Ärzteschaft forderte im Vorfeld des Deutschen Ärztetages Mitte Mai einen generellen E-Rezept-Stopp; die KBV sogar ein einjähriges Moratorium aller Digitalmaßnahmen im Gesundheitswesen.
 (Michael Kroker, Endlich kommt das E-Rezept - aber nicht für alle, in: Wirtschaftswoche, 01.06.2022)

Seit es ein Ministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur gibt, seit 2013 also, hießen die Minister Alexander Dobrindt (CSU), Christian Schmidt (CSU) und Andreas Scheuer (CSU). Mehr als diese Namen braucht es nicht, um das ganze Elend zu illustrieren.
 (Christian Stöcker, in: Spiegel online, 28.11.2021).

Der Reformdruck ist gewaltig, der Föderalismus zu umständlich - und manch Digitalisierungsprojekt ein Desaster.
 (Kay Scheller, Präsident des Bundesrechnungshofes, in: Wirtschaftswoche, 01.11.2021)

Immer noch geben die deutschen Zeitungen keinen Einblick in ihre Archive. Nur in einigen wenigen Fällen werden Bestände endlich digitalisiert und dann für ein paar Abonnenten zugänglich gemacht. In den USA hat die Webseite newspapers.com längst verstanden, dass die Zukunft eben auch in der Vergangenheit liegt. Durch knapp 21.000 Zeitungen aus 250 Jahren kann man hier reisen.
 (Rüdiger Schmidt-Sodingen, in: Trailer Ruhrgebiet, November 2021)

Ich sage den jungen Leuten immer wieder, dass sie sich mit der Informatik befassen sollen. Je mehr Informatikkenntnisse, desto besser die Zukunftsaussichten.
 (Reinhold Würth, Interview in: Wirtschaftswoche, 23.07.2021)

Die Digitalisierung hilft uns, indem sie Pflegepersonal und Ärzte von sich wiederholenden, administrativen Tätigkeiten entlastet und ihnen so mehr Zeit für den Kontakt zu den Patienten ermöglicht.
 (Prof. Dr. Jochen A. Werner, Direktor und Vorstandsvorsitzender, Universitätsmedizin Essen in: Metropole Ruhr 03/2021)

Die Bundesrepublik muss konsequent auf Digitalisierung setzen - oder sie wird abgehängt.
 (Ratgeber: 95 Thesen zum nachhaltigen Erfolg, These 8 in: Wirtschaftswoche, 08.10.2021)

In Bezug auf das, was wir heute von Digitalisierung erwarten dürfen, ist die Medizinprodukteverordnung (MDR) ein Jahrzehnt in Verzug. Was für die elektronische Steuererklärung mit "Elster" selbstverständlich ist, ist für die Einreichung und Prüfung von MDR-Akten noch in weiter Ferne. Die immer weiter steigende Komplexität im Zertifizierungsprozess lässt sich nur durch Intelligenz im System bewältigen, sonst lähmt sich das System selbst. Ferner konterkariert der Gesetzgeber durch das Bestehen auf Papiergebrauchsanleitungen auch für professionelle Nutzer jegliche Digitalisierungsstrategie oder ökologisch schlankere Lösungen.
 (Martin Leonhard, Ein bewährtes Produkt wird durch mehr Papier nicht sicherer, in: Wirtschaftswoche, 02.10.2021

Wer sich jetzt nicht digital aufstellt, wird künftig noch weiter zurückliegen als bislang.
 (Thomas Sattelberger, FDP-Fraktionssprecher für Innovation, Bildung und Forschung, in: Wirtschaftswoche, 24.11.2020).

Ich habe viele Jahre im Ausland gearbeitet, etwa für BMW und Oracle. Bei all den Umzügen habe ich irgendwann die Ordnung in meinen Fahrzeugunterlagen verloren. Also habe ich eine Lösung entwickelt, um sie digital zu speichern.
 (Manfred Heiss, in: Wirtschaftswoche, 07.08.2020).

Mehr als je zuvor ist durch die Pandemie deutlich geworden, dass Digitalisierung keine Option mehr, sondern zwingend notwendig ist, um schwierige Zeiten zu meistern und die gewünschten Geschäftsergebnisse zu erzielen.
 (SAP-Vorstandschef Christian Klein, in: Spiegel online, 27.07.2020).

Immer mehr mittelständische und größere Unternehmen seien von einer Pleite betroffen, teilte Creditreform mit. Mit einem Anteil von knapp 57 % meldeten zwar kleine Einzelunternehmer immer noch die meisten Insolvenzen an. Creditreform-Sprecher Michael Bretz machte etwa Defizite bei der Digitalisierung bei älteren und etablierten Unternehmen für die Zunahme verantwortlich.
 (Insolvenzen treffen mehr Mitarbeiter, in: Spiegel online, 27.06.2020).

Wir müssen endlich die Baugenehmigungszahlen deutlich nach oben treiben und Planungsprozesse beschleunigen - etwa durch die Einführung einer digitalen Bauakte.
 (Andreas Mattner, Zentraler Immobilien-Ausschuss der Immobilienwirtschaft, in: Spiegel online, 20.05.2019).

Informationstechnik gewinnt massiv an Bedeutung. Chinesen und Amerikaner wollen die Digitalisierung nutzen, um damit Marktanteile zu gewinnen. Der deutsche Mittelstand hingegen ist stockkonservativ, in puncto IT skeptisch. Darin liegt die große Gefahr, abgehängt zu werden.
 (Frank-Thomas Wenzel, Sand im Getriebe, in: Frankfurter Rundschau, 13.12.2016).

Das ist eines meiner Mantras gewesen - Fokus und Einfachheit. Einfach kann schwerer als komplex sein: Man muss hart arbeiten, um das eigene Denken so sauber zu bekommen, damit man es einfach machen kann. Aber zuletzt lohnt es sich, weil man Berge versetzen kann, wenn man erstmal dahin gelangt.
 (Steve Jobs 1988, in: Ruhr-Nachrichten, 07.10.2011).

Dem "knowledge worker" der Zukunft müssen persönlich zugeschnittene Informationen auf so einfache Weise wie möglich zugänglich sein.
 (Microsoft-Chef Bill Gates doziert über die Wissens-Arbeiter der Zukunft, in: Frankfurter Rundschau, 22.05.1999).


Digitalkompetenz an Schulen

Rund vier von zehn Lehrern und Schulleiterinnen sagen, digitale Medien kämen im Unterricht nur sporadisch oder gar nicht zum Einsatz. Zu dem Ergebnis kommt eine Befragung der privaten Internationalen Hochschule. Die Schulleitungen sehen die größten Hürden der Digitalisierung in fehlenden Geräten für die Schüler und mangelnder Kompetenz der Lehrkräfte.
 (Schulen oft wenig digital, in: Stiftung Warentest, Test-Heft 9/2022, Seite 22).

Der Deutsche Lehrerverband hat die Grundsatzentscheidungen des Bundesverfassungsgerichts zur Rechtmäßigkeit von Schulschließungen während der Geltungsdauer der sogenannten Bundesnotbremse begrüßt.
 (Schulschließungen in Corona-Krise: Lehrerverband begrüßt Rechtsklarheit, in: Spiegel online, 30.11.2021).

So wie es heute läuft, ist am Ende zwar die Friedhofskapelle ans Breitband angeschlossen, nicht aber die Schule gleich nebenan. Das versteht keiner.
 (Maik Außendorf, in: Wirtschaftswoche, 26.10.2021).

Dass die fünf Milliarden Euro für den Digitalpakt Schule kaum abgerufen werden, liegt sicher nicht daran, dass das Geld nicht gebraucht wird, sondern daran, dass die Prozesse viel zu bürokratisch sind. Der Bund hätte nicht nur die Milliarden bereitstellen sollen, sondern auch gleich klar machen müssen, wie das Geld abzurufen ist, mit ganz konkreten und unkomplizierten Schritten. Stattdessen haben die 16 Länder erstmal alle eigene Förderrichtlinien entwickelt. Und selbst wenn es die gibt, müssen die Anträge von den Schulen dann an den Schulträger weitergereicht werden, der erstmal alle Anträge sammelt, bevor er die Anträge weiterreicht.
 (Verena Pausder, in: Wirtschaftswoche, 25.09.2021).

Kinder haben Priorität, hieß es nach dem ersten Lockdown. Doch auch fünfzehn Monate nach Pandemiebeginn kommt die Digitalisierung der Schulen kaum voran, wie etwa das Beispiel fehlender Tablets und Computer zeigt.
 (Sonja Álvarez, in: Wirtschaftswoche, 26.05.2021).

Im Zugang zu digitalen Lernmethoden und -mitteln haben die deutschen Schulen den Anschluss verloren. Zu oft hat man den Eindruck gewonnen, dass Bildung in Deutschland keine Priorität hat. Der Arbeitsmarkt der Zukunft schreit nach digitalen Kompetenzen - doch in der Schule werden Jugendliche nicht darauf vorbereitet. Daran wird sich nichts ändern, wenn Lehrer in der digitalen Steinzeit verhaftet bleiben.
 (Thomas Straubhaar und Daniel Dettling, Der Bildungsnation Deutschland droht der Abstieg, in: Wirtschaftswoche, 07.08.2020).

Deutschland ist ein digitales Entwicklungsland. Die vermeintliche Digitaloffensive droht zu verpuffen, wenn Lehrer weiter in der Steinzeit vor sich hin vegetieren.
 (Philipp Frohn, Prähistorische Digitalkenntnisse gefährden den Arbeitsmarkt von morgen, in: Wirtschaftswoche, 30.07.2020).

2016 fragten das ZDF, der Bayerische Rundfunk und der SWR Jugendliche, wie gut das deutsche Bildungssystem sie ihrer Meinung nach auf die Arbeitswelt vorbereite. Sagenhafte ein Prozent, ja wirklich: nur ein Prozent sahen sich "gut vorbereitet". Natürlich hat das unmittelbar mit der Digitalisierung zu tun und mit der weitgehenden Abwesenheit digitaler Themen, Instrumente, Methoden in deutschen Lehrplänen.
 (Sascha Lobo, Generationendebatte - Warum die Alten neidisch auf die Jugend sind, in: Spiegel online, 24.01.2018).


Scherzhaftes

Deutschland iss so digital wie die Omma ihre Kuckucksuhr.
 (Bruno Knust, Wenn Sie Günna fragen ..., in: Ruhr-Nachrichten, 15.08.2020).


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